Kirchengeschichte
Die Dorfkirche Niederstriegis war ursprünglich eine kleine romanische Saalkirche mit quadratischem Chorraum und später ergänztem Dachreiter sowie einigen kleineren Anbauten. In der Form ist die Kirche noch auf einer Lithographie in der Sächsischen Kirchengalerie von 1840 erkennbar.
Nach Berichten wurde die Kirche Mitte des 19. Jahrhunderts zu klein. So beauftragte die Kirchgemeinde den sächsischen Baumeister Christian Friedrich Uhlig mit einem Kirchenneubau. Uhlig hat im weiteren Chemnitzer Umland eine ganze Reihe an Kirchen gebaut, wie zum Beispiel in Waldheim, Seifersbach, Thalheim oder Drebach. Der damalige Pfarrer Ferdinand Axt wollte den Neubau der Kirche verhindern. So ließ er in einem Brief seine Nachwelt wissen, der 2017 im Turmknopf gefunden wurde. Doch sein Widerstand nützte offenbar nur wenig. Im Dezember 1850 war die Kirche fertiggestellt.
Die Kirche ist ein klassizistischer Saalbau mit eingezogenem Kirchturm im Westen. Der Haupteingang und die vier Seiteneingänge sind mit Bibelworten versehen, die auf den Gottesdienst bezogen sind.
Das Kircheninnere ist ein Rechtecksaal mit Kanzelaltar, verglasten Betstuben im Altarraum und einer zweigeschossigen Empore im Kirchenschiff. Die Kanzel ist von zwei korinthischen Säulen gerahmt und im oberen Bereich durch einen Strahlenkranz abgeschlossen.
Aus dem Vorgängerbau wurde ein Taufstein aus Sandstein von Hans Köhler d.Ä. (bez. 1588) übernommen und vor dem Altar aufgestellt. Am Taufsteinfuß Putten mit den Marterwerkzeugen Christi und einer bemerkenswerten Inschrift: Pfarrer Valerian Puls lässt seine Nachwelt wissen, dass er für den „Dofstein“ im Dorf 20 Gulden gesammelt hat. Am Taufbecken sind biblische Szenen zu sehen: Taufe Jesu, Jesus und die Kinder sowie die vier Evangelisten. Weitere Ausstattungen aus der alten Dorfkirche sind eine gotische Sakramentsnische in der Sakristei und barocke Epitaphien für zwei frühverstorbene Kinder vor dem Eingang zur zweiten Empore.
Beachtlich ist der spätgotische Schnitzaltar von 1513, der heute unter der Empore seinen Platz gefunden hat. Zu sehen sind hier im Mittelteil Anna Selbdritt mit Maria und dem Jesuskind. Auf den Flügeln befinden sich Heiligenfiguren: Valentin, Wolfgang, Stephanus und Laurentius sowie der Evangelist Johannes, Barbara, Katharina und Sebastian. Im geschlossenen Zustand sieht man die Verkündigung an Maria – eine Ölmalerei von beachtlicher künstlerischer Qualität. Die Orgel stammt aus der Zeit des Kirchenneubaus und ist ein Werk der Orgelbaufirma Urban Kreutzbach.
Die Kirche wurde zwischen 2017 und 2019 außen saniert. Bei der MDR-Quizshow „Mach Dich ran Spezial“ ist für die Finanzierung ein Niederstriegiser Team angetreten und hat mit dem 1. Platz 200.000 Euro gewonnen. Im Frühjahr 2023 wurde mit der Innensanierung der Kirche begonnen.
Im benachbarten idyllischen Pfarrhof lädt die Kirchgemeinde jährlich am 3. Adventswochenende zu einem Weihnachtsmarkt ein, der sich großer Beliebtheit erfreut.
Bildergalerie
Fotos: David Gröhner