Kirchengeschichte
Die Marienkirche Roßwein ist im Ursprung eine spätgotische Saalkirche mit einem Westturm und einem Dachreiter über dem Chorraum. Nach einem Stadtbrand im Jahr 1420 erfolgte Ende des 15. Jahrhunderts der Wiederaufbau. Geplant war eine dreischiffige Hallenkirche, wovon 1513 der Chorraum mit Kreuzgewölbe fertiggestellt werden konnte. Erst zwischen 1595 und 1611 wurde das Kirchenschiff und der Kirchturm vollendet.
1806 wurde bei einem Stadtbrand die Kirche größtenteils zerstört. Nach Plänen von Johann Traugott Lohse entstand zwischen 1810 und 1815 das klassizistische Kirchenschiff mit einer dreigeschossigen Empore. Der erhaltene Chorraum, die Sakristei, die Umfassungsmauern sowie der Kirchturm wurden für die neue Kirche einbezogen. Treppenaufgänge an Nordost- und Südostecke entstanden als Anbauten neu.
Zwischen 1884 und 1897 wurde nach Plänen von Julius Zeißig das Kircheninnere neu gestaltet. Gestühl, Kanzel, Taufstein wurden erneuert. Der Haupteingang im Westen erhielt ein neugotisches Portal mit den Apostelfiguren Petrus und Paulus an den Seiten sowie dem einladenden Sohn Gottes über dem Eingang.
Im Kircheninneren ist heute die klassizistische Ausmalung vorherrschend, der Chorraum trägt die Farbfassung von 1939/40 mit einem Erzengel am Kanzelaufgang und den Symbolen der vier Evangelisten in den Gewölbekappen. Der klassizistische Altar ist gerahmt durch korinthischen Säulen an den Seiten und einem Strahlenkranz mit dem Auge Gottes über dem Gesims. Das Altargemälde ist vom Leipziger Künstler Friedrich Traugott Georgi und zeigt zwei Frauen als Allegorien für Gesetz und Evangelium, darüber schwebt ein musizierender Engel. Auf den Kanzelfeldern sind die vier Evangelisten zu sehen. Die Glasmalereifenster von 1897 im Chorraum sind Stiftungen, die an die Reformation und an den 400. Geburtstag von Philipp Melanchthon erinnern. Im Mittelfenster über der Kanzel ist die Geburt Jesu dargestellt.
Die Orgel ist im Kern ein Werk von Richard Kreutzbach. Sie wurde 1940 umfassend durch die Orgelbaufirma Schmeisser zu einer Orgel mit freistehendem Pfeiffenwerk und drei Manualen sowie 43 Registern ausgebaut.
Zwischen 2000 und 2008 wurde die Kirche umfassend saniert. Unter dem Empore entstand ein Kirchensaal für Gottesdienste, Veranstaltungen und kirchenmusikalische Kreise.
Im 65 Meter hohen Turm befindet sich ein Geläut mit vier Bronzeglocken der Glockengießerei Schilling aus Apolda. Bis auf eine erhaltene Glocke von 1914 wurden die zwei weiteren Glocken zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Zwischen 1948 und 1958 entstand durch Ergänzungen ein Vierergeläut. Der Glockenstuhl wurde 2006 dank einer Spende aus den USA erneuert.
Der einladende Sohn Gottes über dem Haupteingang steht sinnbildlich für uns als Kirchgemeinde. Denn wir laden alle herzlich ein, den Glauben lebendig mitzugestalten oder einfach mit dabei zu sein – zu Gottesdiensten und in Gemeindekreisen, zu Konzerten und andere Veranstaltungen.
Alle sind willkommen!
Bildergalerie Kirche
Fotos: Lina Volkmann
Bildergalerie Friedhof
Fotos: Lina Volkmann